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Nachtsicht-Folie für Brillen: Ein alltagstaugliches Nachtsichtgerät mit Nanotechnologie?

Ein Forschungsteam aus Australien hat eine ultradünne Folie entwickelt, die herkömmliche Brillen mit einer Nachtsichtfunktion ausstatten kann. Die Technologie basiert auf speziellen Nanokristallen und eröffnet neue Möglichkeiten für optische Anwendungen – ganz ohne sperrige Technik.

Neue Nachtsicht-Folie für Brillen: Ein alltagstaugliches Nachtsichtgerät aus der Nanotechnologie
Bildquelle: © Jamie Kidston/Australian National University / PR

Bereits im Jahr 2021 wurde über eine bemerkenswerte Entwicklung im Bereich der optischen Technologien berichtet: Eine dünne Folie, die auf Brillengläser aufgebracht werden kann, verspricht, herkömmliche Sehhilfen in Nachtsichtgeräte zu verwandeln. Dieser Ansatz basiert auf dem Prinzip der Infrarot-Upkonvertierung. Das bedeutet, dass unsichtbares Infrarotlicht, welches von Objekten abgestrahlt wird (ähnlich der Wärme, die sie abgeben), in sichtbares Licht umgewandelt wird, sodass es für das menschliche Auge wahrnehmbar wird.

Ermöglicht wird dies durch nichtlineare Metasurfaces. Dabei handelt es sich um speziell entwickelte, winzige Oberflächenstrukturen, die in einer nicht-linearen Weise mit Licht interagieren und so die Umwandlung des Infrarotlichts ermöglichen. Die wissenschaftlichen Hintergründe dieser Technologie sind in der Fachpublikation “Advanced Photonics” detailliert dargelegt.

Dünne Folie ersetzt komplexe Nachtsichtgeräte – Nanokristalle als technologisches Herzstück

Die neuartige Folie ist nur wenige hundert Nanometer dick und lässt sich direkt auf Brillengläser auftragen. Sie soll Infrarotlicht, das für das menschliche Auge unsichtbar ist, in sichtbares Licht umwandeln – und damit auch bei Dunkelheit klare Sicht ermöglichen. Aktiviert wird die Folie durch einen schwachen Laser, ähnlich dem in Laserpointern. Dadurch ist keine komplexe Elektronik notwendig, was das System besonders leicht und potenziell alltagstauglich macht.

Kern der Folie sind Nanokristalle aus Aluminium-Gallium-Arsenid – ein Halbleitermaterial, das Licht auf besondere Weise manipulieren kann. Die Kristalle nehmen Infrarotlicht auf und wandeln es in sichtbare Wellenlängen um. Der Vorteil: Die Umwandlung erfolgt passiv, ohne aufwendige externe Stromversorgung. Das macht die Technologie grundsätzlich energiesparend und potenziell geeignet für kompakte Anwendungen wie Brillen. Neben professionellen Anwendungen in Sicherheitsbereichen oder der Medizin sind auch alltägliche Szenarien denkbar: etwa beim nächtlichen Gehen, Radfahren oder Autofahren. Besonders für Menschen mit eingeschränkter Dämmerungssicht könnte die Technik interessant sein.

Durch eine spezielle, sehr dünne Beschichtung können nun kompakte Nachtsichtgeräte gebaut werden, die Wärmebilder erzeugen, ohne aufwendige Kühlung zu benötigen.
Durch eine spezielle, sehr dünne Beschichtung können nun kompakte Nachtsichtgeräte gebaut werden, die Wärmebilder erzeugen, ohne aufwendige Kühlung zu benötigen. (Bildquelle: © Adam Glanzman/MIT)

Noch befindet sich die Folie in einem frühen Entwicklungsstadium. Erste Prototypen zeigen jedoch, dass das Prinzip funktioniert. Nun gilt es, die Effizienz zu verbessern und eine praktikable Integration in Brillengestelle zu ermöglichen.

Könnte die Nachtsicht-Folie für die Augenoptik relevant werden?

Für Augenoptiker könnte sich langfristig ein neues Segment spezialisierter Brillenprodukte ergeben. Die Kombination klassischer Sehhilfen mit neuen Lichtfunktionen bietet Potenzial für Differenzierung und Zusatznutzen. Ob und wann die Technologie marktreif wird, bleibt jedoch abzuwarten. Dennoch verdeutlicht sie, wie sehr sich Brillentechnologien weiterentwickeln – mit möglichen Auswirkungen auf Beratung, Produktauswahl und Kundenanforderungen.