Mit der Bildung der neuen Bundesregierung ist der politische Startschuss gefallen – für den Industrieverband SPECTARIS ist das ein Anlass, sich mit einem aktuellen Positionspapier und klaren Erwartungen an die Politik zu richten. Denn auch die Optikbranche benötigt klare Weichenstellungen um in Zukunft erfolgreich bestehen zu können.

Hightech-Mittelstand in Not? Warum der Optimismus bröckelt
Ob Brillen, Mikroskope oder Lasersysteme: Die Branchen unter dem Dach von SPECTARIS – darunter auch die Augenoptik und Photonik – stehen wie kaum ein anderer Sektor für deutsche Innovationskraft. Doch in den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen spürbar verschlechtert: Investitionen gehen zurück, Bürokratie bremst Entwicklungen aus, und selbst erfolgreiche mittelständische Betriebe stoßen zunehmend an ihre Grenzen.
Mit einem Exportanteil von über 60 % und einer enormen Innovationsdichte sind gerade die Unternehmen der Optik- und Photonikbranche auf ein international wettbewerbsfähiges Umfeld angewiesen. Genau hier setzt das SPECTARIS-Papier an.
Optik trifft Politik: Die Top-Forderungen im Überblick
1. Bürokratieabbau – vor allem in Brüssel
SPECTARIS fordert einen echten Schnitt durch den Dschungel an Regularien. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen leiden unter der „Regulierungslawine“ aus Brüssel. Statt immer neuer Berichtspflichten braucht es klare Regeln: Für jede neue Vorgabe sollen zwei alte wegfallen – das sogenannte One in, two out-Prinzip. Auch die Medical Device Regulation (MDR) wird kritisch gesehen: Sie sei zu aufwändig, verhindere Innovationen und gehöre dringend überarbeitet.
Die MDR betrifft unter anderem Brillengläser, Kontaktlinsen und optische Diagnosegeräte. Eine vereinfachte und praxisnähere Regulierung könnte den Marktzugang neuer Produkte beschleunigen – ein Plus für Hersteller, Fachhändler und letztlich auch Endkunden.
2. Photonik als Schlüsseltechnologie ernst nehmen
Licht ist mehr als Beleuchtung – die Photonik spielt eine Schlüsselrolle in der Medizintechnik, Umwelttechnologie und nicht zuletzt in der Optik. Doch während andere Länder wie die USA und China Milliarden in die Entwicklung stecken, hinkt Europa hinterher. SPECTARIS fordert deshalb gezielte Förderprogramme und den Aufbau eigener Produktionskapazitäten für sogenannte Photonic Integrated Circuits (PICs).
Technologien wie optische Sensorik, smarte Brillen oder neue Diagnosetools basieren zunehmend auf photonischen Innovationen. Eine starke Photonikbranche fördert also nicht nur die Industrie – sie bringt auch mehr Hightech ins Sichtfeld des Augenoptikers.
3. Exportverfahren beschleunigen
Exportgenehmigungen dauern in Deutschland oft viele Monate – zu lang, um international mithalten zu können. SPECTARIS fordert: maximal drei Monate Bearbeitungszeit, mehr Personal bei den Genehmigungsbehörden und bessere Koordination mit der Entwicklungszusammenarbeit. Gerade kleinere Anbieter hochwertiger Brillen und Instrumente sind auf Auslandsmärkte angewiesen. Effizientere Exportprozesse erleichtern ihnen den Schritt in neue Märkte.
4. Digitalisierung und KI fördern – ohne Überregulierung
Wer innovativ sein will, muss digital denken. Doch Deutschland tut sich nach wie vor schwer. SPECTARIS fordert ein besseres Datenökosystem, einheitliche Standards für KI-Anwendungen – und weniger Hemmnisse durch Doppelregulierungen. Der geplante AI-Act darf nicht zur Innovationsbremse werden.
Von automatisierten Refraktionssystemen bis hin zu KI-gestützter Sehanalyse – digitale Tools eröffnen neue Potenziale für Optiker. Doch dafür braucht es passende Rahmenbedingungen, nicht bürokratische Hürden.
5. Innovationsförderung aufstocken
Deutschland verliert im internationalen Vergleich an Innovationskraft. Deshalb sollen Förderprogramme wie das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) und die Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) deutlich ausgeweitet werden. Auch Spin-Offs und Start-ups sollen leichter an Förderung kommen.
Neue Ideen – etwa zu nachhaltigen Brillenmaterialien oder smarten Augenscreening-Geräten – brauchen Finanzierung. Mehr staatliche Unterstützung könnte frischen Wind in die Produktentwicklung bringen.
Jetzt ist die Zeit für mutige Weichenstellungen
SPECTARIS trifft mit seinen Forderungen den Nerv der Branche. Für viele Akteure aus der Optik – vom Startup über den mittelständischen Hersteller bis hin zum Fachgeschäft – könnte eine konsequente Umsetzung dieser Empfehlungen den entscheidenden Unterschied machen. Nicht irgendwann. Sondern jetzt. Denn die Herausforderungen sind groß, aber das Potenzial der Optikbranche ist es auch. Jetzt ist die Politik gefragt, die nötigen Impulse zu setzen. Zum vollständigen Positionspapier zum Download geht’s hier.