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Brillen-Abo: Mister Spex erweitert Geschäftsmodell um Mietkonzept

Ein neuer Vertriebsansatz in der Augenoptik: Mit einem Brillen-Abo steigt Mister Spex in das Mietmodell für Korrektionsfassungen ein – und adaptiert damit einen Trend, der in anderen Branchen längst etabliert ist. Doch was bedeutet das konkret – und was sollten stationäre Optiker dazu wissen?

Brillen-Abo: Mister Spex erweitert Geschäftsmodell um Mietkonzept
Bildquelle: © Mister Spex

Der Online-Optiker Mister Spex hat sein Angebotsportfolio um ein Abonnement-Modell für Brillen erweitert. Ähnlich wie bei Apollo, wie wir berichteten (Mietkonzept für Brillen: Wie Apollo Optik jetzt schon große Erfolge feiert), können Kunden ab sofort Fassungen inklusive Gläser zu einem monatlichen Fixpreis mieten – inklusive Service und regelmäßiger Wechselmöglichkeit. Damit reagiert das Berliner Unternehmen auf ein verändertes Konsumverhalten: weg vom einmaligen Kauf, hin zur flexiblen Nutzung.

Doch was genau verbirgt sich hinter dem Konzept „Brillen-Abo“? Und wie lässt sich dieses Modell im Kontext der Augenoptikbranche einordnen?

Mister Spex: Vom Online-Pionier zum Omnichannel-Anbieter

Gegründet 2007, zählt Mister Spex zu den bekanntesten Online-Optik-Plattformen Europas. Der Fokus lag zunächst auf dem reinen Online-Verkauf von Fassungen und Kontaktlinsen. Über die Jahre entwickelte sich das Unternehmen jedoch zu einem Omnichannel-Anbieter mit eigenem Filialnetz und Partneroptikern in mehreren Ländern.

Ziel des Unternehmens ist es, das Kundenerlebnis durch digitale Prozesse und flexible Angebote neu zu definieren – auch im direkten Wettbewerb mit stationären Fachgeschäften. Der Schritt zum Abo-Modell ist für Mister Spex dabei weniger eine Überraschung als eine logische Fortführung der bisherigen Strategie.

Brillen-Abo: So funktioniert das Modell bei Mister Spex

Das Brillen-Abonnement bei Mister Spex funktioniert ähnlich wie ein Mobilfunkvertrag: Gegen eine monatliche Gebühr ab 19,90 Euro erhalten Kunden eine Brille inklusive Einstärkengläser. Die Mietdauer beträgt in der Regel 24 Monate, optional kann nach 12 Monaten die Brille gegen ein neues Modell getauscht werden.

Im Preis enthalten sind neben der Fassung auch Serviceleistungen wie Reparaturen und eine Absicherung gegen Schäden. Für Gleitsichtgläser und Markenfassungen fallen entsprechend höhere Monatsbeiträge an. Nach Ablauf der Vertragslaufzeit muss die Brille zurückgegeben oder – gegen einen Aufpreis – übernommen werden.

Ein solches Modell richtet sich vor allem an eine Zielgruppe, die Wert auf Flexibilität legt, regelmäßig neue Modelle tragen möchte und sich nicht langfristig binden will – oder die Kosten lieber monatlich kalkulieren möchte.

Einordnung zu Brillen-Abo von Mister Spex aus optischer Fachsicht

Für Brancheninsider wirft das Abo-Modell gleich mehrere Fragen auf: Wie wirtschaftlich ist ein solches Angebot? Und welche Rolle spielen handwerkliche Leistungen wie Anpassung, Zentrierung oder Refraktion?

Mister Spex setzt bei der Umsetzung des Abo-Modells auch auf seine bestehenden Partneroptiker. Kunden können ihre Sehstärken in teilnehmenden Filialen oder bei kooperierenden Fachgeschäften bestimmen lassen. Damit bleibt die augenoptische Versorgung zumindest in Teilen verankert – auch wenn zentrale Aspekte wie Brillenglasberatung oder individuelle Anpassung weiterhin digital oder standardisiert ablaufen.

Erwähnenswert ist dabei, dass sich Mister Spex klar vom Begriff „Ratenkauf“ abgrenzt. Das Mietmodell ist so strukturiert, dass die Brille formal nicht in den Besitz des Kunden übergeht. Das kann insbesondere für preissensitive Zielgruppen attraktiv erscheinen, wirft aus Sicht traditioneller Optiker jedoch auch Fragen zur Nachhaltigkeit und Kundenbindung auf.

Mietmodelle in der Augenoptik: Trend – oder ernstzunehmende Marktveränderung?

Mietmodelle sind in anderen Konsumgüterbereichen längst etabliert – von Autos bis Kleidung. Erst im Herbst letzten Jahres stellt der Filialist Apollo sein Mietmodell „Apollo Plus“ vor. Dass sich dieses Abo-Prinzip nun auch auf die augenoptische Versorgung überträgt, ist ein Zeichen für den strukturellen Wandel in der Branche. Für stationäre Optiker bedeutet das: beobachten, analysieren, gegebenenfalls adaptieren.

Denn auch wenn nicht jeder Fachbetrieb ein Brillen-Abo im Sortiment braucht, wird die Erwartungshaltung vieler Kunden künftig stärker durch flexible, digitale und monatlich kalkulierbare Modelle geprägt sein. Die zentrale Herausforderung wird darin liegen, handwerkliche Qualität, persönliche Beratung und Service mit neuen Geschäftsmodellen zu verknüpfen – ohne die eigene Identität als Augenoptiker zu verlieren.

Das Brillen-Abo von Mister Spex ist kein radikaler Bruch, sondern ein weiterer Schritt in Richtung Plattform-Ökonomie in der Augenoptik. Für viele Fachoptiker mag das Angebot auf den ersten Blick wenig relevant erscheinen – doch mittelfristig könnte es die Art, wie Brillen gekauft, getragen und wahrgenommen werden, beeinflussen.