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Wimpernverlängerung, Lidstrich-Tattoos & Co. – Ärzte warnen vor kosmetischen Eingriffen am Auge

Immer mehr Menschen entscheiden sich aus ästhetischen Gründen für Wimpernverlängerungen, Wimpernliftings, Lidstrichtattoos oder andere kosmetische Eingriffe im Bereich der Augen. Diese Verfahren werden vielerorts von Kosmetikstudios angeboten, die Kundschaft reicht vom Teenageralter bis zu Erwachsenen jeden Geschlechts. Doch mit der wachsenden Popularität dieser Behandlungen mehren sich auch Warnungen von Fachärzten für Augenheilkunde.

Wimpernverlängerung & Co Warum Experten kosmetische Eingriffe am Auge kritisieren

Lidstrich-Tattoos: Höheres Risiko für Trockene Augen und Entzündungen

Permanent-Make-up-Verfahren wie die Tätowierung von Lidstrichen werden immer beliebter. Doch die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) warnt in einer aktuellen Stellungnahme deutlich: Solche Eingriffe sind keineswegs risikofrei. Laut Prof. Elisabeth M. Messmer (LMU München) treten allergische Reaktionen, chronische Ekzeme und langwierige Entzündungen nach Lidrand-Tattoos regelmäßig auf. Auch schwerwiegende Infektionen – unter anderem mit Staphylokokken, Streptokokken, Hepatitis oder HIV – seien möglich, insbesondere bei mangelnder Hygiene.

Eine aktuelle Untersuchung aus China (Chinese Journal of Ophthalmology, 2025) zeigt zudem: Frauen mit Lidstrichtattoos weisen signifikant schlechtere Werte in allen relevanten Parametern des Tränenfilms auf – darunter Tränenmeniskushöhe, Aufrisszeit des Tränenfilms (BUT), Sekretionsleistung und Funktion der Meibomdrüsen. Die Folge: ausgeprägte Symptome des Trockenen Auges, die nicht selten chronisch werden.

Auch Wimpernverlängerungen bergen ernste Nebenwirkungen

Nicht nur Tätowierungen am Lidrand, auch klassische Wimpernverlängerungen können gesundheitliche Folgen haben. Häufige Komplikationen sind allergische Kontaktekzeme, infektiöse Bindehaut- oder Lidrandentzündungen sowie langfristige Schädigungen der Wimpernbasis. In besonders drastischen Fällen kam es sogar zu Hornhautverletzungen durch die künstlichen Wimpern – ein Risiko, das im schlimmsten Fall mit Sehverlust einhergehen kann.

Häufig werden Komplikationen auch durch die verwendeten Klebstoffe ausgelöst. Einige dieser Produkte enthalten Inhaltsstoffe, die auf den empfindlichen Bereich von Lidrand und Augenoberfläche reizend wirken können. Auch das Risiko chronischer Lidrandentzündungen (Blepharitis) kann durch Fremdstoffe oder mechanische Belastung steigen. Gelangen Kleber oder andere Chemikalien auf das Auge, drohen unter Umständen ernsthafte Schädigungen der Hornhaut.

Hohes Risiko: Änderung der Augenfarbe mit Keratopigmentierung

Noch eine Stufe invasiver ist die sogenannte Keratopigmentierung, bei der Farbpigmente mittels Lasertechnik direkt in die Hornhaut eingebracht werden – häufig aus ästhetischen Gründen. Auch wenn diese Eingriffe durch Ophthalmochirurgen durchgeführt werden, warnt die DOG vor erheblichen Risiken: Lichtempfindlichkeit, Hornhautveränderungen, Neovaskularisationen und Pigmentausbleichungen gehören zu den möglichen Komplikationen.

Chancen für die Beratung im Augenoptik-Fachgeschäft

Häufig wenden sich betroffene Kunden nicht unmittelbar an Ärzte, sondern berichten im Beratungsgespräch bei Augenoptikern von Beschwerden: Tränende, gerötete oder gereizte Augen werden oft mit neuen kosmetischen Eingriffen in Verbindung gebracht. Kontaktlinsenträger sind besonders gefährdet, da Rückstände oder Reizstoffe auf der Linsenoberfläche zusätzliche Irritationen verursachen können.

Eine klare, sachliche Aufklärung über mögliche Risiken – insbesondere bei bestehenden Augenproblemen, Allergieneigung oder Kontaktlinsennutzung – ist daher ratsam. Optikfachgeschäfte sollten im Zweifelsfall zur Rücksprache mit ophthalmologischen Fachstellen raten und auf Symptome wie anhaltende Beschwerden oder Sehverschlechterungen aufmerksam machen.

Die DOG empfiehlt, kosmetische Behandlungen rund ums Auge ausschließlich durch geschultes Fachpersonal durchführen zu lassen. Wichtig sind hygienische Bedingungen, klar deklarierte Inhaltsstoffe und eine individuelle Risikoaufklärung – insbesondere bei bekannten Vorerkrankungen des Auges oder der Haut (z. B. Neurodermitis oder Schuppenflechte).