Die trockene altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist eine der häufigsten Ursachen für eine Sehverschlechterung im höheren Lebensalter und betrifft die zentrale Netzhaut, die Makula. Sie entwickelt sich langsam und führt dazu, dass das Lesen oder Erkennen feiner Details zunehmend schwerfällt. Im Gespräch mit dem Fachmagazin Eyefox erklärt Prof. Dr. Boris Stanzel, geschäftsführender Oberarzt und Sektionsleiter des Makulazentrums an der Augenklinik Sulzbach, was Betroffene konkret tun können, um ihren Alltag bestmöglich zu gestalten.

Entstehung der trockenen AMD
Die trockene AMD entsteht durch den fortschreitenden Abbau lichtempfindlicher Zellen sowie unterstützender Gewebeschichten der Makula, dem zentralen Bereich der Netzhaut, der für das scharfe Sehen verantwortlich ist. Dieser langsame Prozess führt zu einer zunehmenden Einschränkung des zentralen Sehvermögens, wobei die betroffenen Stellen der Makula im Laufe der Zeit immer weniger funktionsfähig werden. Anders als bei der feuchten AMD, die durch plötzliche Flüssigkeitsansammlungen und raschen Sehverlust gekennzeichnet ist, verläuft die trockene Form schleichend. Betroffene bemerken zuerst eine allmähliche Verschlechterung beim Lesen oder beim Erkennen feiner Details, was den Alltag zunehmend erschwert, ohne dass es zu abrupten Sehverlusten kommt.
Regelmäßige Kontrolle ist entscheidend für den Verlauf
Die trockene AMD stellt für viele Betroffene eine Herausforderung dar, da bislang keine zugelassenen Therapien existieren, die den Krankheitsverlauf grundlegend stoppen können. Prof. Dr. Boris Stanzel empfiehlt ein konsequentes Monitoring der Sehfunktion: Dabei sollten Patienten eventuelle Veränderungen der Sehschärfe selbst beobachten und bei Auffälligkeiten umgehend augenärztliche Unterstützung suchen. Moderne bildgebende Verfahren wie die optische Kohärenztomografie (OCT) werden in der augenärztlichen Praxis eingesetzt, um den Zustand der Makula regelmäßig zu dokumentieren und das Fortschreiten der Krankheit festzuhalten. Prof. Dr. Boris Stanzel weist darauf hin, dass viele Patienten mit feuchter AMD häufig auch trockene Anteile aufweisen. Dies sollte in der Patientenberatung berücksichtigt werden, da sich die Behandlung und der Verlauf dadurch unterscheiden können.
Forschungsergebnisse zu neuen Therapieansätzen der feuchten AMD, wie etwa der Einsatz eines ursprünglich für die Krebstherapie entwickelten Medikaments, zeigen vielversprechende Wirkung und bieten Hoffnung für Betroffene. Mehr dazu im Artikel „Krebsmedikament zeigt vielversprechende Wirkung gegen feuchte Makuladegeneration (AMD)“
Ernährung und AREDS-II-Präparate als Unterstützung
Eine ausgewogene Ernährung kann das Risiko für das Fortschreiten der trockenen AMD verringern. Besonders empfohlen wird eine abwechslungsreiche Kost mit viel Gemüse, Obst und Fisch. Zudem können Betroffene auf bestimmte Nährstoffe achten, die in Studien mit einem verlangsamten Fortschreiten der Erkrankung in Verbindung gebracht werden. Besonders wichtig sind dabei die Carotinoide Lutein und Zeaxanthin, die reichlich in grünem Blattgemüse und orangefarbener Paprika vorkommen. Auch die Vitamine C und E sowie das Spurenelement Zink spielen eine zentrale Rolle im antioxidativen Schutz der Netzhaut. Insgesamt sollten stark verarbeitete, zuckerhaltige Lebensmittel vermieden werden, da diese Entzündungen fördern können und das Risiko für eine Verschlechterung erhöhen.
Prof. Dr. Boris Stanzel erläutert auch, dass bestimmte Patientengruppen von speziellen Nahrungsergänzungsmitteln (AREDS-II-Präparate) profitieren können. Diese enthalten eine Kombination aus Antioxidantien und Zink und können das Fortschreiten der AMD verlangsamen. Eine Einnahme sollte jedoch stets in Absprache mit dem Augenarzt erfolgen, um die individuelle Eignung und Dosierung abzuklären.
Grauer Star und trockene AMD: Doppelbelastung für die Augen
Falls zur trockenen AMD eine Katarakt (grauer Star) hinzukommt, können spezielle Kunstlinsen den Sehkomfort erhöhen. Prof. Stanzel betont, dass Linsen mit erhöhter Kontrastwiedergabe und reduzierter Blendung für AMD-Patienten besonders vorteilhaft sein können. Eine individuelle Beratung durch den Augenarzt ist dabei unabdingbar, um optimale Ergebnisse für die Alltagsqualität zu erzielen.
Trockene AMD im Alltag: Welche Maßnahmen wirklich helfen
Patienten mit trockener AMD profitieren vor allem von einer engmaschigen augenärztlichen Betreuung und der regelmäßigen Kontrolle der Sehfunktion. Ergänzend können eine gesunde Ernährung und in speziellen Fällen AREDS-II-Präparate sowie geeignete Seh- und Linsenlösungen sinnvoll sein. Ein Austausch mit dem behandelten Augenarzt bleibt die wichtigste Grundlage, um passende Maßnahmen im Alltag zu finden.