Neue Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Medikamente aus der Gruppe der GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) – vor allem bekannt zur Gewichtsreduktion und Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 das Risiko für dauerhafte Sehprobleme erhöhen können. Es hat sich herausgestellt, dass Personen, die GLP-1-Rezeptoragonisten einnehmen und dabei weder an Diabetes noch an Adipositas leiden, ein deutlich erhöhtes Risiko haben, eine Schädigung des Sehnervs (NAION) zu erleiden.

Optikusneuropathierisiko bei Nicht-Diabetikern und Nicht-Adipösen besonders hoch
GLP-1-RA wie Semaglutid oder Liraglutid werden zunehmend auch von Personen eingesetzt, bei denen keine medizinische Notwendigkeit dafür besteht, insbesondere zur Gewichtsabnahme. Wissenschaftler der Augenklinik der University of Alabama identifizierten in einer im Juli 2025 veröffentlichten Analyse ein doppelt so hohes Risiko für eine NAION bei dieser Personengruppe (Odds Ratio 2,03). Für einzelne Präparate lag das Risiko noch höher, beispielsweise bei Semaglutid bei einer Odds Ratio von 2,89. Bei Diabetikern bestand laut Studie nur für Semaglutid ein leicht erhöhtes Risiko, während für Menschen mit Adipositas kein messbarer Zusammenhang festgestellt werden konnte.
Die Odds Ratio (OR) ist eine Kennzahl, die beschreibt, wie viel höher die Chance für ein bestimmtes Ereignis in einer Gruppe im Vergleich zu einer anderen Gruppe ist. Ein Wert über 1 bedeutet ein erhöhtes Risiko in der ersten Gruppe, ein Wert unter 1 ein verringertes Risiko. Man nutzt die Odds Ratio, um den Zusammenhang zwischen Risikofaktoren und Krankheiten kurz und bündig darzustellen.
Beliebtheit von GLP-1-RA Abnehm-Medikamenten steigt
In den letzten Jahren hat die Beliebtheit von GLP-1-Rezeptoragonisten deutlich zugenommen, auch außerhalb der ursprünglich dafür vorgesehenen Patientengruppen. Immer mehr Menschen ohne diagnostizierten Diabetes oder Adipositas greifen zu diesen Medikamenten, vor allem, um Gewicht zu reduzieren. Dieser Trend ist eng verbunden mit gesellschaftlichen und gesundheitlichen Entwicklungen wie dem steigenden Bewusstsein für Übergewicht, aber auch bestimmten Schönheitsidealen und der Suche nach schnellen Lösungen zur Gewichtsabnahme. Die breite Verfügbarkeit und mediale Präsenz der sogenannten „Abnehmspritzen“ verstärken diese Entwicklung. Experten warnen jedoch, dass diese Anwendung ohne medizinische Indikation Risiken birgt, die bisher nur unzureichend erforscht sind.
Sehprobleme bis hin zum Sehverlust: Langzeitfolgen von GLP-1-Rezeptoragonisten
Die Optikusneuropathie ist eine Erkrankung, die das Sehvermögen dauerhaft beeinträchtigen kann und häufig mit einem schmerzlosen, aber plötzlichen Sehverlust einhergeht. Auch Veränderungen im Farbsehen und eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht sind häufige Symptome. Ohne eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können diese Schäden irreversibel werden und den Alltag der Betroffenen erheblich einschränken. Daher ist es besonders wichtig, über mögliche Nebenwirkungen und langfristige Risiken dieser Medikamente zu informieren. Experten empfehlen, dass Anwender bei ersten Anzeichen einer Sehveränderung unverzüglich einen Augenarzt aufsuchen sollten.
Angesichts der potenziellen Risiken sollten GLP-1-Rezeptoragonisten weiterhin mit Vorsicht und unter ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden. Ein bewusster Umgang sowie eine verbesserte Aufklärung können dazu beitragen, potenzielle Nebenwirkungen zu minimieren und langfristige Augenschäden zu vermeiden.