Herbstliche Wetterlagen mit Regen, Nebel und früher Dämmerung verschlechtern die Sicht im Straßenverkehr. Hinzu kommt die Blendung durch entgegenkommende Fahrzeuge. Unter diesen Bedingungen stoßen die Augen schnell an ihre Grenzen. Wer nicht optimal sieht, reagiert zu spät und gefährdet sich und andere. Laut der aktuellen Allensbach-Brillenstudie zweifelt etwa ein Drittel der Pkw-Fahrenden an der eigenen Sehleistung. Dennoch gehen viele über Jahre nicht zum Sehtest. Das Kuratorium Gutes Sehen (KGS) rät deshalb, die Augen mindestens alle zwei Jahre prüfen zu lassen – ab 60 Jahren sogar jährlich.

Wie beeinflusst eine Sehschwäche die Verkehrssicherheit im Herbst?
In Deutschland sind rund zwei Drittel der Autofahrenden Brillenträger. Doch viele vertrauen auf alte Werte und gehen davon aus, weiterhin fahrtauglich zu sein. Laut der aktuellen Allensbach-Brillenstudie glaubt nur etwa die Hälfte der Brillenträger, bei einer Kontrolle die vorgeschriebene Sehleistung zu erreichen, während mehr als ein Viertel der Brillenträger an der eigenen Sehkraft zweifelt. Auch bei den Nicht-Brillenträgern ist die Lage kritisch: Jeder sechste rechnet nicht damit, einen Sehtest zu bestehen.
Besonders auffällig ist die Altersgruppe zwischen 45 und 49 Jahren. Hier haben in den vergangenen drei Jahren nur rund 40 Prozent einen Sehtest gemacht. Dabei lässt die Sehkraft in dieser Lebensphase oft schleichend nach, ohne dass Betroffene es sofort bemerken.
Das hat direkte Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit. Wer schlechter sieht, erkennt Fußgänger, Radfahrende oder Verkehrszeichen zu spät. Bei Regen oder Nebel verschmelzen wichtige Details mit dem Hintergrund. Eine verspätete Reaktion kann fatale Folgen haben: Bei Tempo 50 bedeutet eine Sekunde Verzögerung 14 Meter Blindflug, bei 130 km/h sind es 36 Meter. Auf nasser Fahrbahn verlängert sich zudem der Bremsweg erheblich.
Auch Irrtümer tragen dazu bei, Risiken zu unterschätzen. So sind Sehprobleme keineswegs nur ein Thema älterer Menschen. Immer häufiger entwickelt sich Kurzsichtigkeit erst nach der Führerscheinprüfung. Unsicherheiten beim Fahren in der Dunkelheit beruhen ebenfalls oft auf korrigierbaren Sehschwächen oder erhöhter Blendempfindlichkeit. Die Verantwortung für die eigene Fahrtauglichkeit liegt dabei klar bei den Fahrenden: Wer trotz Einschränkungen fährt und einen Unfall verursacht, muss mit rechtlichen Folgen rechnen.
Welche Rolle spielen Nachtsehen, Farbwahrnehmung und rechtliche Vorgaben?
Die Anpassung der Augen an wechselnde Lichtverhältnisse ist entscheidend für die Fahrsicherheit. Bei abnehmender Helligkeit übernehmen lichtempfindliche Stäbchen die Hauptarbeit, während die Zapfen für das Farbensehen weniger aktiv sind. Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich dieses Dämmerungssehen, wodurch Blendung stärker wahrgenommen wird. Ursachen können Linsentrübungen, Nachtkurzsichtigkeit oder andere Augenerkrankungen sein. Auffälligkeiten sollten ärztlich abgeklärt werden, um Risiken bei Nachtfahrten zu vermeiden.
Eine weitere Herausforderung ist das periphere Sehen. Einschränkungen im Gesichtsfeld führen dazu, dass andere Verkehrsteilnehmende oder Hindernisse zu spät erkannt werden. Auch Störungen der Farbwahrnehmung bergen Gefahren. Etwa acht Prozent der Männer sind von einer Rot-Grün-Schwäche betroffen, wodurch Ampelsignale oder Bremsleuchten unter Umständen zu spät wahrgenommen werden. Bei Frauen sind es nur etwa 0,4 Prozent.
Rechtliche Lage: 70 Prozent Mindestsehschärfe ist beim Autofahren Pflicht
Rechtlich ist die Lage eindeutig: Die Fahrerlaubnisverordnung schreibt eine Mindestsehschärfe von 70 Prozent (Visus 0,7) vor. Zwar gibt es keine Pflicht zu regelmäßigen Sehtests, doch jede Person muss ihre Fahrtauglichkeit selbst sicherstellen. Wer ohne notwendige Brille fährt oder trotz Einschränkungen ein Fahrzeug führt, riskiert Bußgelder, Punkte, Fahrverbote oder sogar Freiheitsstrafen. Auch der Versicherungsschutz kann in solchen Fällen erlöschen. In der Schweiz besteht – wie in Deutschland – keine Pflicht mehr, eine Ersatzbrille mitzuführen; diese Vorschrift wurde dort im Jahre 2016 abgeschafft, während es in Deutschland nie gesetzlich vorgeschrieben war. Die Verantwortung für eine ausreichende Sehleistung liegt somit bei den Fahrenden selbst.
Für mehr Sicherheit empfiehlt sich ein regelmäßiger Sehtest beim Augenoptiker oder Augenarzt. Moderne Brillengläser mit Entspiegelung oder Polarisationsfilter verbessern die Sicht bei schwierigen Lichtverhältnissen. Sonnenbrillen mit geeigneter Tönung bieten zusätzlichen Schutz vor tief stehender Sonne. Selbst kleine Gewohnheiten wie bewusstes Blinzeln auf längeren Fahrten oder regelmäßige Pausen können die Sehqualität stabilisieren.
Die Allensbach-Brillenstudie zeigt: Viele Autofahrende wissen um ihre Sehdefizite, handeln jedoch nicht. Sehschwächen im Straßenverkehr sind kein Randthema, sondern ein relevanter Sicherheitsfaktor – besonders im Herbst und Winter. Wer regelmäßig seine Sehkraft überprüfen lässt, leistet einen wichtigen Beitrag für die eigene Sicherheit und die aller Verkehrsteilnehmenden.
Quelle: Presseinformation – “Blindflug im Herbst: Jeder dritte Autofahrer zweifelt an eigener Sehleistung” (2025)