Ortho-K ist seit Jahren als Methode zur Verlangsamung der Kurzsichtigkeit bei Kindern und Jugendlichen bekannt. Die speziellen Kontaktlinsen, die nachts getragen werden, ermöglichen tagsüber ein scharfes Sehen ganz ohne Brille. Nun bringt eine aktuelle Langzeitstudie neue Erkenntnisse ans Licht: Nach fünf Jahren Nutzung berichten Jugendliche vermehrt über Nebenwirkungen wie trockene Augen und leichte Sehprobleme. Diese Ergebnisse werfen Fragen zur Langzeitverträglichkeit von Ortho-K auf und werden in der Fachwelt aufmerksam diskutiert.

Was sind Ortho-K-Kontaktlinsen und wie wirken sie?
Orthokeratologische Kontaktlinsen, kurz Ortho-K-Linsen, sind spezielle formstabile Kontaktlinsen, die nachts während des Schlafens getragen werden. Sie üben einen kontrollierten, leichten Druck auf die Hornhaut aus, wodurch die oberste Schicht der Hornhaut, das Epithel, sanft umgeformt wird. Diese kontrollierte Veränderung der Hornhautkrümmung sorgt dafür, dass das Licht besser auf die Netzhaut fokussiert wird. Dadurch korrigieren Ortho-K-Linsen vorübergehend die Myopie (Kurzsichtigkeit) und ermöglichen tagsüber ein scharfes Sehen ohne die Notwendigkeit einer Brille oder weiterer Kontaktlinsen. Sie sind ein reversibles Verfahren, das heißt, nach Absetzen kehren die Augen wieder zur Ausgangsverfassung zurück.
Studien zeigen, dass Ortho-K-Linsen bei Kindern und Jugendlichen das Längenwachstum des Augapfels verlangsamen können, was entscheidend ist, da ein zu langer Augapfel die Kurzsichtigkeit verschlimmert. Die Linsen erzeugen dabei einen sogenannten myopischen Defokus, der das Wachstum des Auges hemmt und somit das Fortschreiten der Myopie reduziert. Das Wachstum stoppt zwar nicht vollständig, es wird allerdings um etwa 40 bis 60 Prozent verlangsamt. Eine kontinuierliche und frühzeitige Anwendung der Ortho-K-Linsen ist wichtig, um den größtmöglichen Nutzen zu erzielen.
Ergebnisse einer Langzeitstudie zu Ortho-K bei Jugendlichen
Eine aktuelle Studie von August 2025 hat nun die Langzeitfolgen des Tragens von Ortho-K-Linsen bei Jugendlichen über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren untersucht. In dieser retrospektiven Analyse wurden 30 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren beobachtet, die über einen Zeitraum von zehn Jahren mit Ortho-K-Linsen versorgt wurden. Die Studie zeigte, dass das Fortschreiten der Myopie durch das Tragen der Linsen auf einem altersgerechten Niveau verlangsamt wurde.
Allerdings wurden bei einigen Jugendlichen Nebenwirkungen festgestellt, wobei trockene Augen und leichte Sehprobleme wie eine verminderte Kontrastwahrnehmung im Vordergrund standen. Die Augentrockenheit äußerte sich dabei in einem unangenehmen Trockenheitsgefühl und gelegentlichem Brennen. Darüber hinaus berichteten manche Betroffene über eine geringfügige Verschlechterung der Sehleistung, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen oder in Dämmerungssituationen. Die Gesamtauswirkungen wurden als mild bis moderat bewertet, was die Bedeutung regelmäßiger Kontrolluntersuchungen unterstreicht.
Wie gravierend sind die Nebenwirkungen von Ortho-K-Linsen?
Die festgestellten Nebenwirkungen beeinträchtigen den Alltag der Jugendlichen nur geringfügig, dennoch sollten sie nicht ignoriert werden. Experten betonen, dass eine sorgfältige Anpassung der Linsen, regelmäßige Kontrolluntersuchungen und eine gute Compliance beim Tragen und der Pflege der Linsen essenziell sind, um diese Effekte zu minimieren. Als mögliche Alternative im Myopie-Management wird auch die Behandlung mit Atropin in höherer Dosierung diskutiert, über die wir bereits berichtet haben. Sie kann das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit ebenfalls wirksam bremsen und bietet damit einen anderen Ansatz für betroffene Kinder und Jugendliche.
Trotz der genannten Nebenwirkungen wird Ortho-K weiterhin als eine wirksame Maßnahme zur Myopie-Verlangsamung bei Kindern und Jugendlichen angesehen. Die Vorteile liegen vor allem in der Vermeidung einer fortschreitenden Kurzsichtigkeit, die das Risiko für ernste Folgeerkrankungen wie Netzhautablösung oder Glaukom mindert. Ortho-K ist kein Ersatz für andere Therapiemöglichkeiten, sondern sollte als Teil eines umfassenden Myopie-Managements betrachtet werden.