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Mikrochip-Implantat eröffnet neue Perspektive bei geographischer Atrophie

Die geographische Atrophie, eine Spätform der trockenen altersbedingten Makuladegeneration (AMD), stellt für viele Betroffene den fortschreitenden Verlust des zentralen Sehvermögens dar. Bislang standen nur wenige Therapieansätze zur Verfügung, die den Verlauf der Erkrankung aufhalten konnten. Ein neu entwickeltes subretinales Mikrochip-Implantat zeigt nun, dass eine teilweise Wiederherstellung zentraler Sehfunktionen möglich ist.

Mikrochip-Implantat eröffnet neue Perspektive bei geographischer Atrophie
Bild: Universitätsklinikum Bonn

Funktionsweise des PRIMA-Mikrochip-Implantats

Das sogenannte PRIMA-Implantat ist lediglich 2 × 2 Millimeter groß und rund 30 Mikrometer dünn. Es wird durch einen mikrochirurgischen Eingriff unter der Netzhaut eingesetzt und übernimmt dort die Funktion abgestorbener Photorezeptoren. Über eine spezielle Brille wird Infrarotlicht auf den Chip projiziert, der dieses in elektrische Signale umwandelt. Diese Impulse stimulieren die verbleibenden intakten Netzhautzellen, wodurch im visuellen Cortex des Gehirns neue optische Eindrücke entstehen können.​

Ergebnisse der internationalen PRIMAvera-Studie

In einer internationalen Zulassungsstudie, der PRIMAvera-Studie, wurden zwischen August 2021 und April 2024 insgesamt 38 Patienten an 17 Kliniken in fünf Ländern behandelt. Die Teilnehmenden litten zuvor an fortgeschrittener trockener AMD in Form der geographischen Atrophie, bei der zentrale Netzhautareale, insbesondere die Fovea, die für das scharfe Sehen verantwortlich ist, bereits zerstört waren. Dadurch war das Lesen, Erkennen von Gesichtern und das Erkennen feiner Details im zentralen Gesichtsfeld nicht mehr möglich. Lediglich das periphere Sehen war erhalten geblieben, sodass sich Betroffene in ihrer Umgebung noch orientieren konnten, aber keine gezielten Sehaufgaben mehr ausführen konnten.

Nach zwölf Monaten verbesserte sich bei über 80 Prozent der Teilnehmenden die Sehschärfe um mindestens zehn Buchstaben auf der ETDRS-Sehtafel. Auch die Fähigkeit, Buchstaben, Zahlen und kurze Wörter zu lesen, kehrte teilweise zurück. Das natürliche periphere Sehvermögen blieb dabei erhalten, und die meisten Begleiterscheinungen traten nur in den ersten Wochen nach dem Eingriff auf.​

Zukunftsperspektiven für AMD-Patienten mit Mikrochip-Implantaten

Die klinische Prüfung zeigte, dass der Nutzen des Implantats die Risiken überwiegt. Ein unabhängiges Expertengremium empfahl daher einstimmig die europaweite Zulassung. Das PRIMA-System richtet sich an Patienten mit fortgeschrittener trockener AMD und ermöglicht erstmals eine teilweise Wiederherstellung des zentralen Sehens. Gleichzeitig arbeiten Forschende an einer verbesserten Signalverarbeitung und höherem Tragekomfort, um die Anwendung im Alltag weiter zu optimieren.