Opti Banner 2026
Home | Wissen | Sind E-Zigaretten schädlich für die Augen? Neue Studien geben Hinweise
Wissen

Sind E-Zigaretten schädlich für die Augen? Neue Studien geben Hinweise

Während der Konsum von E-Zigaretten weltweit zunimmt, mehren sich wissenschaftliche Hinweise darauf, dass das Dampfen nicht nur Atemwege und Herz-Kreislauf-System belasten kann, sondern auch Auswirkungen auf die Augengesundheit hat. Neuere Studien legen nahe, dass sowohl die vordere Augenoberfläche als auch tieferliegende Strukturen durch Bestandteile des E-Zigaretten-Dampfs in Mitleidenschaft gezogen werden können. Diese Erkenntnisse sind auch für die augenoptische und augenärztliche Versorgung von Bedeutung.

E-Zigaretten und Augengesundheit: Studien weisen auf erhöhtes Risiko für Sehverlust hin
Bildquelle: © Nery Zarate / Unsplash

Zunahme des Konsums von E-Zigaretten in der Gesamtbevölkerung

In den letzten Jahren ist die Nutzung von E-Zigaretten insbesondere unter jüngeren Erwachsenen deutlich angestiegen. In den USA wird der Anteil der Erwachsenen, die regelmäßig dampfen, auf rund 4,5 Prozent geschätzt. Zum Vergleich: Etwa 11 Prozent konsumieren weiterhin herkömmliche Tabakzigaretten, die ebenfalls erwiesenermaßen Auswirkungen auf die Augengesundheit haben (wir berichteten). Die Gründe für den Umstieg auf E-Zigaretten sind vielfältig – sie reichen von der Hoffnung auf eine vermeintlich weniger schädliche Alternative bis hin zur besseren sozialen Akzeptanz im Vergleich zum Rauchen.

Allerdings zeigen neuere epidemiologische Untersuchungen, dass auch E-Zigaretten mit gesundheitlichen Risiken verbunden sind – unter anderem im Hinblick auf das visuelle System.

Wissenschaftliche Hinweise auf erhöhtes Risiko: Veränderungen der vorderen Augenoberfläche durch E-Zigaretten

Mehrere Studien haben sich in jüngerer Vergangenheit mit möglichen Auswirkungen des E-Zigarettenkonsums auf die Augen beschäftigt. Eine US-amerikanische Kohortenstudie berichtet, dass aktuelle E-Zigaretten-Nutzer ein signifikant höheres Risiko für subjektiv wahrgenommenen Sehverlust aufweisen als Nichtraucher. Die berichteten Beschwerden reichen von erhöhter Blendempfindlichkeit und verschwommenem Sehen bis hin zu dauerhaften Einschränkungen der Sehschärfe.

Dabei stehen verschiedene pathophysiologische Mechanismen im Raum. Die beim Verdampfen entstehenden Substanzen – darunter Nikotin, Formaldehyd und feine Partikel – können entzündliche Reaktionen hervorrufen und oxidativen Stress in der Augenoberfläche sowie in retinalen Strukturen fördern. Auch der Einfluss auf die Zusammensetzung des Tränenfilms und die Stabilität der Hornhaut wird diskutiert.

Insbesondere die vordere Augenoberfläche scheint vom regelmäßigen Dampfen betroffen zu sein. In einer Übersichtsarbeit wurden bei E-Zigaretten-Nutzern häufiger Symptome trockener Augen festgestellt, ebenso wie Anzeichen von Dysfunktionen in der Tränenfilmproduktion. Die resultierende Instabilität kann nicht nur zu Beschwerden wie Brennen oder Sandkorngefühl führen, sondern langfristig die Sehqualität beeinträchtigen.

Zudem gibt es Hinweise darauf, dass E-Zigaretten-Nutzer vermehrt endotheliale Veränderungen an der Hornhaut aufweisen, was auf eine beginnende strukturelle Schädigung hindeuten könnte. Inwieweit diese Veränderungen reversibel sind, ist bislang nicht abschließend geklärt.

E-Zigaretten und Sehprobleme: Neue Beratungsansätze im Augenoptik-Betrieb

Diese neuen Forschungsergebnisse können Augenoptiker nutzen, um in Beratung und Anamnese auf die Risiken beim Konsum von E-Zigaretten hinzuweisen. Während der Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und Augenerkrankungen wie Katarakt und altersbedingter Makuladegeneration bereits gut dokumentiert ist, stellt das Vaping einen relativ neuen Risikofaktor dar, der in Beratungsgesprächen zunehmend berücksichtigt werden sollte.

Optiker können hier eine wichtige Rolle einnehmen – etwa durch gezielte Hinweise auf Veränderungen der Sehschärfe, Symptome trockener Augen oder Auffälligkeiten bei der Kontaktlinsenanpassung. Auch Hinweise auf weiterführende augenärztliche Untersuchungen können in diesem Zusammenhang hilfreich sein.

In der präventiven Arbeit bietet sich die Möglichkeit, auch jüngere Zielgruppen für die Bedeutung der Augengesundheit zu sensibilisieren. Gerade jüngere Menschen, die E-Zigaretten als weniger schädlich wahrnehmen, sind unter Umständen weniger empfänglich für klassische Gesundheitswarnungen. Eine sachlich-informative Aufklärung – frei von moralischem Appell – kann hier zielführend sein.

Darüber hinaus könnten regelmäßige Screenings zur Frühidentifikation von Veränderungen beitragen, etwa bei Kontaktlinsenträgern oder Personen mit bereits bekannten Risikofaktoren. Auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzten sowie Beratungsstellen zur Tabakentwöhnung kann sinnvoll sein, um ein ganzheitliches Bild der Patientenversorgung zu gewährleisten.

Die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass der Konsum von E-Zigaretten potenzielle Risiken für die Augengesundheit birgt – vergleichbar mit, wenngleich möglicherweise in anderer Form ausgeprägt als beim Tabakrauchen. Für die augenoptische Fachwelt ergeben sich daraus neue Herausforderungen in der Beratung und Vorsorge. Ein umsichtiger, professioneller Umgang mit dem Thema kann dazu beitragen, das Bewusstsein für visuelle Gesundheit zu stärken und Patienten langfristig besser zu betreuen.

Anjel Vahratian, Ph.D., M.P.H. et al. (2025), “Electronic Cigarette Use Among Adults in the United States, 2019–2023

Sarah McGoldrick (2025), “As E-Cigarette Usage Increases, So Does the Risk of Vision Loss“, [Vision Monday Artikel vom 6.6.2025]