Ein Start-up aus Helsinki, Finnland, entwickelt aktuell eine Brillentechnologie, welche jede Gleitsichtbrille in den Schatten stellt. Die IXI-Brille ist in der Lage, ihre Gläser in Echtzeit scharfzustellen – wie ein Autofokus. Möglich machen das spezielle Flüssigkristallgläser in Kombination mit einem Sensor, der permanent die Augenbewegungen erfasst.
Hightech-Innovation: IXI-Brille stellt ihre Gläser in Echtzeit scharf
Das finnische Unternehmen IXI wurde 2021 von einem Expertenteam aus den Bereichen Optik, Wearables und XR-Technologie ins Leben gerufen. Einer der Gründer, Niko Eiden, bemängelte, dass sich keiner der großen Tech-Konzerne wie z.B. Meta oder Apple auf das wichtigste Problem konzentriert: Schlechtes Sehen. Stattdessen fokussiere man sich auf KI-Assistenten, Social Media-Funktionen und Mixed Reality.
Brille fokussiert sich in 0,2 Sekunden automatisch
In diesem Sinne ist IXIs Mission eine andere: nämlich das Sehen zu verbessern. Und dies gelingt dem Unternehmen nun mit einer Brille mit Autofokus-Fähigkeit – sie ist in der Lage ihre Gläser in Echtzeit scharfzustellen. Die Innovation dahinter: ein Zusammenspiel aus flüssigkristallbasierten Gläsern und einem Sensormodul im Brillengestell. Dieses erfasst kontinuierlich die Augenbewegung des Trägers, misst die Fokusrichtung in Echtzeit und verändert entsprechend die Lichtbrechung der Gläser.
Die Reaktionszeit beträgt laut IXI rund 0,2 Sekunden. Die Technologie soll damit eine stufenlose und verzerrungsfreie Sicht über alle Distanzen hinweg ermöglichen – ohne sichtbare Übergänge wie bei konventionellen Gleitsichtgläsern.
Elektronisch gesteuerte Flüssiglinsen von IXI: Sehschärfeanpassung ohne smarte Zusatzfunktionen
Im Unterschied zu vielen aktuellen Entwicklungen im Bereich Wearables und Datenbrillen verzichtet IXI bewusst auf integrierte Displays, Kameras oder Mixed-Reality-Funktionen. Stattdessen liegt der Fokus auf der reinen Verbesserung der Sehfunktion. Die Brille richtet sich dabei vor allem an Menschen mit altersspezifischer Fehlsichtigkeit, die im Alltag zwischen Fern-, Nah- und Zwischenentfernungen wechseln müssen.
Das Produkt befindet sich noch in der Entwicklungsphase. Derzeit arbeitet IXI an der Optimierung der Transparenz der Gläser, der Energieeffizienz der eingebauten Sensorik und der Akkulaufzeit für einen ganztägigen Einsatz. Zusätzlich müssen regulatorische Anforderungen für medizinische Sehhilfen erfüllt werden, bevor eine Zulassung erfolgen kann. Ein konkreter Zeitpunkt für den Markteintritt steht noch nicht fest.
Um die Marktreife der Technologie voranzutreiben, konnte IXI kürzlich eine Investitionsrunde in Höhe von 36 Millionen US-Dollar abschließen. Die Mittel sollen in Forschung, Fertigung und erste Live-Demonstrationen fließen. Pilotprojekte und Praxistests sind laut Unternehmen noch für dieses Jahr geplant.
IXI: Ein Gamechanger für die Augenoptik?
Für Augenoptiker könnte die IXI-Brille einiges auf den Kopf stellen: In Konkurrenz gegen die Gleitsichtbrille könnte sich dadurch mittelfristig ein neues Segment im Bereich adaptiver Sehlösungen ergeben. Sollten sich Autofokus-Brillen als alltagstauglich erweisen, müssten Beratung, Anpassung und Serviceleistungen entsprechend angepasst werden. Die Integration von Elektronik in klassische Korrektionsbrillen bringt zudem neue Anforderungen an Wartung und technische Einweisung mit sich.
IXI ist nicht das einzige Unternehmen, das an einer technologischen Alternative zur Gleitsichtbrille arbeitet. Auch Start-ups aus Frankreich (Laclarée) und Japan (Elcyo) forschen an elektronisch fokussierenden Linsen. Konkrete Produkte sind bislang jedoch nicht auf dem Markt erhältlich. Branchenbeobachter erwarten, dass erste marktfähige Lösungen in den kommenden Jahren vorgestellt werden. Mehr Infos über IXI gibt es hier.
