Der Welttag des Sehens findet jährlich immer am zweiten Donnerstag im Oktober statt. In diesem Jahr fiel er auf den 9. Oktober 2025. An diesem Tag richtete sich der Fokus weltweit auf ein oft unterschätztes Sinnesorgan: die Augen. Der Welttag des Sehens (World Sight Day) macht jedes Jahr international auf die Bedeutung des Sehvermögens und die weltweiten Herausforderungen durch Sehbehinderungen und Blindheit aufmerksam. Ziel des Aktionstags ist es, vermeidbare Erblindungen zu verhindern, den Zugang zu augenmedizinischer Versorgung zu verbessern und das Bewusstsein für regelmäßige Sehtests zu stärken – sowohl in Industrieländern als auch in den ärmsten Regionen der Welt.

Wie verbreitet sind Sehbehinderungen – und warum bleiben viele unbehandelt?
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leben weltweit rund 1,1 Milliarden Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung. Etwa 43 Millionen davon sind blind, rund 295 Millionen stark sehbehindert. Erschreckend ist, dass bei mindestens einer Milliarde Betroffener die Einschränkung hätte verhindert oder behandelt werden können.
Die häufigsten Ursachen sind der Graue Star (Katarakt) und unkorrigierte Fehlsichtigkeiten wie Kurz- oder Weitsichtigkeit. Aber auch Erkrankungen wie altersbedingte Makuladegeneration, Glaukom, diabetische Retinopathie oder Infektionen des Auges spielen eine wesentliche Rolle. Besonders in einkommensschwachen Regionen fehlt es an grundlegender augenärztlicher Versorgung. Während in Deutschland ein Augenarzt durchschnittlich rund 11.000 Menschen betreut, sind es in Afrika südlich der Sahara bis zu 500.000.
Die Folgen unbehandelter Sehschwächen reichen weit über die medizinische Dimension hinaus. Sehbehinderungen führen häufig zu Bildungsdefiziten, Arbeitslosigkeit und sozialer Ausgrenzung – ein Kreislauf, der Armut verstärkt und Entwicklungschancen mindert.
Welche Ziele verfolgt die Weltgemeinschaft im Kampf gegen vermeidbare Blindheit?
Die Mitgliedsstaaten der World Health Assembly (WHA) haben im Jahr 2021 beschlossen, die weltweite augenmedizinische Versorgung deutlich auszubauen. Bis 2030 soll die Zahl der Kataraktoperationen um 30 Prozent steigen und die effektive Brillenversorgung um 40 Prozent verbessert werden. Darüber hinaus sollen mehr Fachkräfte ausgebildet und die Qualität der augenoptischen Dienstleistungen gestärkt werden.
Auch in Deutschland nutzen Institutionen wie der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) den Welttag des Sehens, um auf die Bedeutung regelmäßiger Sehüberprüfungen hinzuweisen. Viele Menschen lassen ihre Augen erst dann kontrollieren, wenn sie bereits Beschwerden haben – dabei ist Früherkennung entscheidend, um dauerhafte Schäden zu vermeiden.
Moderne Augenoptikbetriebe bieten heute weit mehr als die klassische Sehstärkenbestimmung. Neben der Anpassung von Brillen und Kontaktlinsen führen viele Betriebe optometrische Untersuchungen durch, etwa Messungen des Augeninnendrucks, Tests zur Augenbeweglichkeit oder Netzhautaufnahmen. Diese Leistungen sind speziell ausgebildeten Augenoptikermeistern vorbehalten und tragen wesentlich dazu bei, Veränderungen frühzeitig zu erkennen.

Welche Projekte verbessern das Sehen weltweit – und wie wirken sie langfristig?
Hilfsorganisationen wie die Christoffel-Blindenmission (CBM) oder EinDollarBrille e.V. zeigen, wie nachhaltige Unterstützung aussehen kann. Die CBM ermöglicht in Ländern des globalen Südens augenmedizinische Behandlungen und Operationen, insbesondere bei Grauem Star. Im Jahr 2024 wurden laut CBM über 169.000 Kataraktoperationen durchgeführt. Gleichzeitig setzt die Organisation auf Ausbildung: Rund 25.600 Menschen haben im vergangenen Jahr eine augenmedizinische Fortbildung abgeschlossen, um vor Ort Diagnosen zu stellen und Behandlungen durchzuführen.
Auch EinDollarBrille e.V. verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Das von Martin Aufmuth entwickelte Konzept kombiniert eine kostengünstige Brille mit einem Ausbildungsprogramm für sogenannte GoodVision Technicians. Diese lernen, einfache Sehtests durchzuführen und Brillen selbst herzustellen. So entsteht in strukturschwachen Regionen nicht nur eine augenoptische Grundversorgung, sondern auch lokale Beschäftigung. In einigen Projekten arbeiten sogar Menschen mit Behinderungen in der Brillenproduktion – ein Beispiel für gelebte Inklusion.
Der Welttag des Sehens erinnert daran, dass gutes Sehvermögen mehr ist als ein medizinisches Thema. Es ist eine Grundvoraussetzung für Bildung, Arbeit und soziale Teilhabe. Regelmäßige Sehüberprüfungen und ein breiter Zugang zu augenmedizinischer Versorgung können Millionen Menschen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Für die Augenoptikbranche bietet der Aktionstag Gelegenheit, die eigene Rolle im Gesundheitswesen zu unterstreichen: als erste Anlaufstelle für gutes Sehen, als Partner der Prävention und als Bindeglied zwischen Handwerk und Medizin. In Deutschland fällt der Welttag des Sehens in die „Woche des Sehens“, in der zahlreiche Organisationen über Augengesundheit und vermeidbare Blindheit informieren.