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BVA kritisiert Augenscreening-Angebot von dm: „Augengesundheit gehört in fachärztliche Hand“

Seit August 2025 bietet die Drogeriekette dm in ausgewählten Filialen ein kostengünstiges Augenscreening in Kooperation mit dem Startup Skleo Health an. Für 14,95 Euro können Kunden dort einen Sehtest sowie eine Netzhautfotografie durchführen lassen. Nach eigenen Angaben erfolgt die Untersuchung durch „speziell geschulte Mitarbeitende“, die Ergebnisse werden mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet und angeblich fachärztlich validiert. Dieses neue Gesundheitsangebot stellt aus Sicht des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands (BVA) jedoch eine problematische Entwicklung dar.

BVA kritisiert Augenscreening-Angebot von dm: „Augengesundheit gehört in fachärztliche Hand“

Augenscreening bei dm mit KI-Auswertung ohne klare Standards

Der BVA warnt in seiner Stellungnahme davor, dass die Begriffe „KI geprüft“ und „ärztlich validiert“ nicht ausreichend definiert und durch standardisiertes Vorgehen nicht abgesichert sind. Es fehlt an klaren Vorgaben, die die Qualität der Diagnostik nach fachärztlichen Standards garantieren könnten.

„Wie genau die Auswertung erfolgt, auf welche Metadaten die KI zurückgreift und in welcher Weise diese die Auswertung prägen, ist so nicht zu beurteilen“, so Daniel Pleger, erster Vorsitzender des BVA. Die KI-Unterstützung könne hilfreich sein, stelle aber keinen verlässlichen medizinischen Standard dar.

BVA sieht Augenscreening bei dm als Markttrend mit Risiken für Patienten

Die Augenscreenings bei dm sind Teil eines wachsenden Marktes telemedizinischer Angebote. Neben dm drängen auch andere Anbieter wie Ocumeda oder Mirantus mit ähnlichen Dienstleistungen auf den Markt – ein klarer Hinweis auf einen Trend, der stark von wirtschaftlichen Interessen geprägt ist. „Aus unserer Sicht spielen bei diesen Angeboten wirtschaftliche Interessen eine wesentliche Rolle und man möchte anscheinend schnell einen wirtschaftlichen Markt erschließen“, fasst Pleger zusammen.

Der BVA äußert die Sorge, dass fehlerhafte oder unklare Befunde Kunden verunsichern und dadurch eine zusätzliche Belastung für Augenarztpraxen entstehen könnte. Gleichzeitig bestehe das Risiko, dass fehlerhaft unauffällige Ergebnisse Menschen daran hindern, notwendige augenärztliche Untersuchungen wahrzunehmen. Dies könne schwerwiegende Folgen für die Augengesundheit haben.

Augengesundheit gehört in fachärztliche Hand

Aus Sicht des Berufsverbands ist die verbindliche medizinische Vorsorge rund um die Augen nur durch eine Untersuchung in fachärztlicher Hand gewährleistet. Auch wenn die neue Dienstleistung den Zugang zur Augenvorsorge vereinfachen will, kann sie eine gründliche augenärztliche Untersuchung nicht ersetzen. Für Kunden mit auffälligen Befunden bleibt die Facharztpraxis der entscheidende Ort zur sicheren Diagnose und Behandlung.

Das Augenscreening im Drogeriemarkt wirkt auf den ersten Blick wie ein attraktives Niedrigpreismodell und bietet vielen Kunden einen unkomplizierten Zugang zur Augenvorsorge. Doch hinter diesem Angebot verbergen sich erhebliche Unsicherheiten und Risiken, die nicht unterschätzt werden dürfen. Nach Einschätzung des BVA belasten solche Drittangebote letztlich sowohl das Gesundheitssystem als auch den Geldbeutel der Verbraucher. Eine verlässliche und medizinisch fundierte Augenvorsorge kann nur durch eine Untersuchung bei einem Augenarzt gewährleistet werden.