In den letzten Monaten hat die Augenoptik-Branche eine spürbare Zäsur erlebt: mehrere langjährige Anbieter melden Insolvenzen oder stellen den Geschäftsbetrieb ein — Menrad, Trends & More, Wagner & Kühner sind nur einige davon. Im Oktober dann die nächste Meldung: der italienische Brillenhersteller Safilo bestätigte, ein unverbindliches Angebot zur Übernahme der Eschenbach Group sowie der deutschen BoDe-Geschäfte abgegeben zu haben. Was steckt dahinter?

BoDe verkündet Geschäftsende, Markenübergaben und Ruhestand
Zumindest nach den aktuellen Meldungen handelt es sich zumindest bei BoDe nicht um eine klassische Insolvenz im juristischen Sinne, sondern um die Entscheidung, den Geschäftsbetrieb am Standort Gemünden am Main zum 31. Dezember 2025 einzustellen. Die Eigentümer — langjährige Geschäftsführer und Gründer — treten in den Ruhestand; parallel wurden für die wichtigsten Marken Nachfolgelösungen organisiert: etwa die Herrenmarke Zwo for Men und Comma Eyewear finden neue Vertriebspartner beziehungsweise Betreiber, Ersatzteilversorgung und Weiterführung sind teilweise gesichert.
Kurz gesagt: BoDe schließt, weil die Inhaber aus dem aktiven Geschäft ausscheiden und keine Käuferlösung für das ganze Unternehmen zustande kam — nicht weil Insolvenzverwalter die Türen schließen mussten.
Diese Unterscheidung ist wichtig: ein geordneter Rückzug mit Markenübergabe ist wirtschaftlich und für Kunden und Handel planbarer als eine Insolvenzmasse, bei der Lieferketten, Gewährleistungsansprüche und Ersatzteilversorgung abrupt leiden. Die Presseberichte nennen explizit das Datum der Betriebseinstellung und die ruhestandsbedingte Entscheidung der Inhaber — das ist kein dramatischer Konkurs, aber es ist ein Ende eines Anbieters mit regionaler Bedeutung.
Inspecs unter Druck: Darum gab Safilo ein Angebot für Eschenbach
Der Hintergrund für das Angebot von Safilo liegt weniger in einer gezielten Jagd nach krisengeplagten Firmen als in der Situation des Eschenbach-Mutterkonzerns Inspecs. Inspecs hat in den vergangenen Jahren mehrere Zukäufe getätigt (darunter 2020 Eschenbach) und kämpft 2024/2025 mit rückläufigen Umsätzen, sinkenden Margen und einem strategischen Prüfprozess, der Investoren und Bieter angelockt hat.
Das Unternehmen befindet sich in einer Phase, in der ein „Sum-of-the-parts“-Ansatz – also der Verkauf von Geschäftseinheiten statt des ganzen Konzerns – für Anteilseigner attraktiv erscheint. Vor diesem Hintergrund sind Angebote für einzelne Tochtergesellschaften, wie das von Safilo, zu sehen: Assets, die strategisch zur Produktpalette passen, werden aus einem größeren, bilanziell belasteten Konstrukt herausgelöst.
Eschenbach in ungewisser Übergangsphase
Die Safilo-Offerte ist jedenfalls nicht bindend; sie signalisiert strategisches Interesse, aber noch keinen Abschluss. Solange kein Kaufvertrag steht, bleibt Eschenbach Teil des Inspecs-Portfolios — und damit abhängig vom Ausgang der Verhandlungen, dem weiteren Druck durch Investoren und der allgemeinen Handelsentwicklung. Praktisch heißt das für den Handel: Ruhe bewahren, aber aufmerksam bleiben — Lieferverträge, Lizenzen und Serviceversprechen können sich ändern, sollten Asset-Deals oder Umstrukturierungen stattfinden.
Warum BoDe nicht verkauft wurde — und weshalb Teile dennoch weiterleben
Dass das Safilo-Angebot für BoDe vom Tisch ist, heißt nicht, dass die Marken verschwinden. In mehreren Fällen wurden bereits Käufer für einzelne Marken oder Vertriebsrechte gefunden; andere Marken werden intern oder durch benachbarte Anbieter übernommen.
Bei BoDe kam hinzu, dass die Eigentümer in den Ruhestand gehen — das vereinfacht die Entscheidung, das operative Geschäft zu beenden statt es kostspielig zu reorganisieren oder Käufer zu suchen, die bereit wären, das gesamte Unternehmen zu übernehmen. Insofern ist die Nachricht eher ein Beispiel dafür, wie die Branche Marken- und Vertriebsrechte neu ordnet, statt ein Indikator für ein flächendeckendes Kollaps-Szenario.
Was müssen Augenoptiker nun beachten?
Wenn Hersteller und Distributoren den Besitzer wechseln oder den Betrieb einstellen, gibt es drei unmittelbare Themen für den Handel: Versorgungssicherheit (Ersatzteile, Garantien), Markenarchitektur (welche Kollektionen bleiben verfügbar, wer führt Lizenzen weiter) und Preis- bzw. Vertragsbedingungen. Die Praxis zeigt, dass Marken oft weiterexistieren — aber unter neuer Leitung mit neuen Strategien.
Die Augenoptik-Branche wird aktuell von erhöhter Beweglichkeit bestimmt. Das kann Chancen bringen: Händler bekommen neue Kollektionen, andere Konditionen oder stärkere internationale Partner. Es bringt aber auch Unsicherheit bei Servicefragen und bei der Verlässlichkeit langfristiger Liefervereinbarungen. Kurzfristig gilt: Kommunikationskanäle mit den bisherigen Ansprechpartnern offenhalten, Bestände und Ersatzteile prüfen, und bei großen Abhängigkeiten Alternativlinien evaluieren.



