Lange Wartezeiten auf einen Termin beim Augenarzt gehören in vielen Regionen zum Alltag. Besonders in ländlichen Gebieten fällt es Versicherten oft schwer, zeitnah eine augenärztliche Untersuchung zu erhalten – selbst bei Routinekontrollen. Die Techniker Krankenkasse (TK) reagiert darauf mit einem neuen Versorgungsangebot: Ab dem kommenden Jahr können Versicherte in Sachsen einen standardisierten Augencheck über ein mobiles Untersuchungsangebot oder in ausgewählten Optikgeschäften wahrnehmen. Das Projekt setzt auf digitale Auswertung und telemedizinische Prozesse und soll das bestehende Versorgungssystem gezielt ergänzen.

Versorgungslücken in der Augenheilkunde – warum die TK neue Wege geht
Nach Einschätzung der Techniker Krankenkasse besteht in Teilen Sachsens eine teils akute, teils drohende Unterversorgung im augenärztlichen Bereich. Das bedeutet, dass es rechnerisch zu wenige Augenärzte gibt, um den Bedarf der Bevölkerung abzudecken. In der Praxis äußert sich das vor allem durch lange Wartezeiten – selbst bei Vorsorgeuntersuchungen ohne akute Beschwerden. TK-Landeschef Alexander Krauß betont, dass augenärztliche Termine häufig schwer zu bekommen oder mit erheblichen Verzögerungen verbunden sind.
Vor diesem Hintergrund startet die Krankenkasse ein Pilotprojekt gemeinsam mit dem Berliner Unternehmen Mirantus Health. Ziel ist es, einfache und standardisierte Augenuntersuchungen näher zu den Menschen zu bringen und damit Augenarztpraxen zu entlasten. Der Fokus liegt dabei bewusst auf ländlichen Regionen, in denen der Weg zur nächsten Facharztpraxis oft weit ist und Kapazitäten begrenzt sind.
Augencheck im Optikgeschäft oder im Augenmobil – so funktioniert das neue Angebot
Kern des Projekts ist ein sogenanntes Augenmobil – ein speziell ausgestattetes Fahrzeug, in dem Augenuntersuchungen vor Ort durchgeführt werden. Ergänzend dazu finden Untersuchungen in teilnehmenden Optikgeschäften statt. Versicherte der Techniker Krankenkasse können ihre Termine bequem online über die Webseite von Mirantus Health buchen.
Die Untersuchungen erfolgen durch geschultes Fachpersonal, nicht durch Augenärzte vor Ort. Erfasst werden verschiedene Messwerte rund um das Auge – darunter die Sehschärfe für Ferne und Nähe sowie die aktuelle Brillenstärke. Zusätzlich werden hochauflösende Fotos der Netzhaut angefertigt. Die Netzhaut ist die lichtempfindliche Schicht im hinteren Teil des Auges und spielt eine zentrale Rolle beim Sehen. Auch der Sehnervenkopf und die Makula, der Bereich des schärfsten Sehens, werden abgebildet. Eine weitere Untersuchung betrifft den vorderen Augenabschnitt, der mithilfe einer sogenannten Spaltlampe fotografiert wird. Dieses spezielle Untersuchungsgerät erlaubt detaillierte Einblicke in Hornhaut, Linse und vordere Augenstrukturen.
Die erhobenen Daten werden digital an ein Netzwerk von Augenärzten übermittelt. Diese werten die Ergebnisse aus, ohne dass die Versicherten selbst eine Praxis aufsuchen müssen. Innerhalb von 24 bis 72 Stunden erhalten die Nutzer per E-Mail eine Einschätzung, ob die Messungen unauffällig sind oder Hinweise auf mögliche Veränderungen oder Risiken bestehen.
Telemedizin als Brücke zur Facharztversorgung
Ein zentrales Element des Projekts ist die telemedizinische Weiterverarbeitung der Untersuchungsergebnisse. Telemedizin bedeutet in diesem Zusammenhang, dass medizinische Leistungen über digitale Kommunikationswege erbracht werden – etwa durch die Auswertung von Befunden aus der Ferne. Falls die Augenärzte bei der Auswertung Auffälligkeiten feststellen, unterstützt Mirantus Health die Betroffenen dabei, zeitnah einen Termin bei einem Augenarzt zu erhalten oder – sofern medizinisch sinnvoll – eine telemedizinische Behandlung in Anspruch zu nehmen.
Das Angebot richtet sich an Personen ab 18 Jahren ohne akute Beschwerden. Es ist ausdrücklich nicht als Ersatz für eine ärztliche Diagnose oder Behandlung gedacht. Vielmehr soll es helfen, mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen, bevor sich ernsthafte Erkrankungen entwickeln oder verschlechtern. Aus Sicht der Projektpartner kommt dies sowohl den Betroffenen als auch dem Versorgungssystem zugute, da unnötige Verzögerungen vermieden werden können.
Mit dem Augenmobil testet die Techniker Krankenkasse in Sachsen ein Versorgungsmodell, das auf niedrigschwellige Zugänge, digitale Prozesse und die Zusammenarbeit mit bestehenden Strukturen setzt. Für Versicherte bedeutet das einen erleichterten Zugang zu grundlegenden Augenuntersuchungen, insbesondere in Regionen mit begrenzter augenärztlicher Versorgung. Für Augenarztpraxen kann das Modell eine Entlastung darstellen, indem Routinechecks ausgelagert werden und Kapazitäten für komplexere Fälle frei bleiben. Ob sich das Konzept langfristig bewährt und auf weitere Regionen übertragen lässt, hängt maßgeblich von den Erfahrungen aus dem Pilotprojekt ab.
Zur Pressemitteilung: “Mirantus – Augenuntersuchung mit telemedizinischer Auswertung in Sachsen” (2025)





