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Neue Perspektiven in der Glaukomforschung: Australisch-deutsche Kooperation untersucht zelluläre Mechanismen

Das Glaukom, häufig auch als „Grüner Star“ bezeichnet, ist eine Augenerkrankung, die zu Sehverlust führen kann. Dabei sterben Zellen des Sehnervs ab, was im späteren Verlauf das Gesichtsfeld einschränkt und blinde Flecken beim Sehen verursacht. Häufig hängt die Erkrankung mit einem erhöhten Augeninnendruck zusammen, der die empfindlichen Nervenfasern des Sehnervs belastet. Allerdings können auch Patienten mit normalem Augeninnendruck betroffen sein. Vor diesem Hintergrund arbeiten deutsche und australische Forschungseinrichtungen zusammen, um neue Ansätze zu entwickeln, die den Sehnerv gezielt schützen.

Neue Perspektiven in der Glaukomforschung: Australisch-deutsche Kooperation untersucht zelluläre Mechanismen
Bildquelle: © Freepik

Christian Behl, Direktor des Instituts für Pathobiochemie der Universitätsmedizin Mainz, leitet die deutsche Arbeitsgruppe. Gemeinsam mit Katharina Bell, Augenärztin und Wissenschaftlerin am Clinical Trials Centre der Universität Sydney, untersucht die Kooperation einen speziellen Mechanismus in den Zellen: die Autophagie, genauer die Mitophagie.

Autophagie bedeutet, dass die Zellen eigene Bestandteile abbauen, die nicht mehr richtig funktionieren, um Energie zu sparen und gesund zu bleiben. Mitophagie ist eine Variante davon, bei der die „Kraftwerke“ der Zellen, die Mitochondrien, abgebaut werden. Ein Ungleichgewicht in diesem Prozess kann dazu führen, dass Nervenzellen im Sehnerv sterben, wie es bei Glaukom-Patienten beobachtet wird.

1,3 Millionen Euro für internationale Glaukom-Forschung

Die zentrale Frage der Forschung ist, wie dieser Abbauprozess in den Zellen so gesteuert werden kann, dass gleichzeitig der Sehnerv geschützt wird und die Zellen keinen Schaden nehmen. Ziel ist es, herauszufinden, welche Mechanismen die Mitophagie stören und wie diese gezielt korrigiert werden können. Die Mainzer Arbeitsgruppe erhält dafür in den nächsten fünf Jahren rund 1,3 Millionen Euro aus dem internationalen Forschungsnetzwerk „Snow Vision Accelerator“.

Dieses Programm, geleitet von Jonathan Crowston an der Universität Sydney, hat ein Gesamtbudget von umgerechnet rund 27,9 Millionen Euro und wird von der „Snow Medical Research Foundation“ finanziert. Ziel des Netzwerks ist es, die Behandlung des Glaukoms durch Forschung an den molekularen und genetischen Grundlagen der Erkrankung zu verbessern.

Die Kooperation zwischen deutschen und australischen Wissenschaftlern soll neue Erkenntnisse darüber liefern, warum die Zellen des Sehnervs beim Glaukom absterben, und wie dieser Prozess gestoppt oder verlangsamt werden kann. Die Verbindung von Grundlagenforschung und praxisnahen Ansätzen bietet die Chance, neue Behandlungen zu entwickeln, die über die bisher verfügbaren Therapien hinausgehen.

Das deutsch-australische Projekt zeigt, wie internationale Zusammenarbeit helfen kann, komplexe Erkrankungen wie das Glaukom besser zu verstehen. Bisherige Therapien setzen vor allem auf die Senkung des Augeninnendrucks. Durch die gezielte Untersuchung der Mitophagie könnten künftig Therapieansätze entwickelt werden, die direkt den Sehnerv schützen. Langfristig könnten diese Erkenntnisse nicht nur die wissenschaftliche Basis für neue Therapien liefern, sondern auch die Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene erheblich erweitern.

Quelle: “Australisch-deutsches Forschungsprojekt soll Behandlung des Glaukoms verbessern“, Deutsches Ärzteblatt (2025)