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Wie wirkt sich Diabetes auf die Augengesundheit aus?

Diabetische Retinopathie (DR) stellt eine der bedeutendsten Komplikationen bei Diabetes mellitus dar und beeinflusst weltweit viele Patienten mit erheblichen Folgen für das Sehvermögen. In einem aktuellen Fachgespräch hebt der Augenarzt Dr. Daren Hanumunthadu hervor, wie still und schleichend die Erkrankung voranschreiten kann, sodass viele Betroffene sich ihrer Gefahr nicht bewusst sind. Dies macht eine gezielte Aufklärung und regelmäßige Kontrolle im Rahmen der augenärztlichen Versorgung besonders wichtig.

Wie wirkt sich Diabetes auf die Augengesundheit aus?
Bildquelle: © Towfiqu barbhuiya / Unsplash

Was ist diabetische Retinopathie?

Die diabetische Retinopathie entsteht durch Schäden an den kleinen Blutgefäßen der Netzhaut. Durch chronisch erhöhte Blutzuckerwerte können diese Gefäße undicht oder blockiert werden. Dieser Flüssigkeitsaustritt sorgt für eine Schwellung im Zentrum des schärfsten Sehens, dem sogenannten Makulaödem. Viele Betroffene bemerken dadurch als erstes Symptom ein unscharfes oder verzerrtes Sehen, ähnlich wie beim Blick durch Wasser.

Zunehmende Bedeutung der Screening-Programme: Warum ist dies so wichtig?

Dr. Hanumunthadu betont, dass das britische Diabetische-Augen-Screening-Programm eine führende Rolle einnimmt, indem es moderne bildgebende Verfahren wie die optische Kohärenztomographie (OCT) nutzt, um Veränderungen an der Netzhaut frühzeitig zu erkennen. Dennoch weist er darauf hin, dass solche Screenings eine umfassende Augenuntersuchung nicht vollständig ersetzen können und viele Patienten trotz Screening über Jahre keine gründliche Kontrolle erhalten. Besonders relevant ist dies, da laut einer aktuellen Studie die diabetische Retinopathie weltweit nicht nur zunimmt, sondern sich auch zunehmend in Mittel- und Niedrigeinkommensländer ausbreitet.

Diabetische Retinopathie: Was sind die Risikofaktoren?

Im Gespräch mit Dr. Hanumunthadu wurde auch auf Risikogruppen hingewiesen: Menschen mit Diabetes über längere Zeiträume haben ein höheres Risiko für Netzhautschäden. Zudem sind bestimmte ethnische Gruppen – darunter Südasiaten, Afro-Karibische und Ostasiaten – statistisch anfälliger für diabetische Augenerkrankungen. Neben der strikten Blutzucker-Kontrolle spielen auch das Management von Blutdruck, Cholesterin, Rauchverzicht und körperliche Aktivität eine wichtige Rolle bei der Prävention von Komplikationen.

Fortschritte in Diagnose und Therapie: Welche neuen Möglichkeiten gibt es?

Die Entwicklungen in der Diagnostik, vor allem durch hochauflösende bildgebende Verfahren wie die OCT-Angiographie und Weitwinkel-Retinaaufnahmen, ermöglichen heute eine präzisere Erfassung der Netzhauterkrankungen. Dr. Hanumunthadu erklärt, dass die Behandlung von DR heute vor allem darauf abzielt, eine weitere Verschlechterung zu verhindern. Lasertherapien dienen dazu, Fortschreiten zu stoppen, während Injektionen von Anti-VEGF-Medikamenten das Wachstum abnormer Blutgefäße und Flüssigkeitsaustritt kontrollieren. In fortgeschrittenen Fällen kommen chirurgische Eingriffe zum Einsatz.

Neue Therapieansätze und Herausforderungen bis 2030

Laut einer aktuellen Studie verändern neue pharmakologische Wirkstoffe, die andere als die VEGF-Wege ansprechen, sowie innovative Therapien wie die Gentherapie die Behandlungsperspektiven der diabetischen Retinopathie. Die Fortschritte in der Bildgebung und der Einsatz künstlicher Intelligenz zur Diagnose und Prognose werden die Versorgung in den kommenden Jahren weiter verbessern. Gleichzeitig müssen Klassifikationssysteme für diabetische Netzhauterkrankungen laufend aktualisiert werden, um mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten.

Besondere Hinweise für den Umgang mit neuen Diabetes-Medikamenten

Dr. Hanumunthadu weist zudem darauf hin, dass Patienten, die neuartige Medikamente wie Semaglutid (Ozempic) zur Gewichtsreduktion oder Blutzuckerregulierung einsetzen, ihren Augenarzt darüber informieren sollten. Diese Medikamente könnten Einfluss auf das Auge und das Monitoring der Erkrankung haben und erfordern daher besondere Aufmerksamkeit.

Die diabetische Retinopathie bleibt eine komplexe Erkrankung mit global wachsender Bedeutung. Fortschritte in der Diagnostik und Behandlung verbessern die Möglichkeiten zur Früherkennung und zum Schutz des Sehvermögens. Zugleich unterstreicht Dr. Hanumunthadu die Bedeutung der umfassenden Patientenaufklärung und regelmäßigen Kontrollen, um Schäden möglichst frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Studie zum Nachlesen:

Tien-En Tan, Tien Yin Wong (2023): “Diabetic retinopathy: Looking forward to 2030

Weitere Quellen: Cindy Xinji Cai, M.D.: “Diabetes and Your Eyes: What You Need to Know”

Michael Dansinger, MD (2023): “Can Diabetes Affect Your Eyes?

Kelly Brown / Dr. Melody Huang, O.D. (2024): “How Does Diabetes Affect the Eyes?”

Beedie On Eyewear Podcast (2025): “How Can Diabetes Affect the Eyes? w/ Daren Hanumunthadu