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Zweitbrille, Bildschirmbrille & Co.: Warum sich mehrere Brillen lohnen

Der Alltag ist vielseitiger geworden – und mit ihm das Sehen. Während viele Brillenträger noch mit einem einzigen Modell durchs Leben gehen, passt dies jedoch immer seltener zur Realität. Denn Lebensstile haben sich verändert – Arbeit, Freizeit, Mobilität und Digitalisierung verlangen dem Sehen heute mehr ab als je zuvor. Der Trend geht daher zur Mehrbrillen-Strategie. Aber wie lässt diese sich am besten im Fachgeschäft umsetzen?

Zweitbrille, Bildschirmbrille und Co. Warum sich mehrere Brillen lohnen

Sehgewohnheiten ändern sich: Mehrbrillen-Strategie gewinnt an Relevanz

Eine wichtige Erkenntnis aus der Allensbach-Brillenstudie 2024/25 zeigt, wie sehr sich das Sehverhalten verändert hat: Zwar ist der Anteil der Brillenträger in Deutschland von 67 % im Jahr 2019 auf aktuell 64 % gesunken, doch der Rückgang betrifft fast ausschließlich gelegentliche Nutzer. Die Zahl der regelmäßigen Brillenträger blieb stabil – und jeder fünfte Fehlsichtige trägt inzwischen eine Bildschirmbrille (bzw. 22 % aller Brillenträger) – ein deutlicher Hinweis auf neue Sehgewohnheiten.

Funktional betrachtet ist das nachvollziehbar: Arbeitsplatzbrillen, blendfreie Filter für digitale Geräte oder Sonnenbrillen mit Sehstärke – jede dieser Lösungen bringt Handlungsfreiheit und Komfort in spezifischen Situationen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Hinzu kommt ein ästhetischer Faktor: Brillen sind heute Ausdruck von Persönlichkeit. Das Bedürfnis, je nach Anlass zwischen verschiedenen Gestellen zu wählen, ist nicht nur selbstverständlich, sondern ein Teil moderner Lebensführung.

Immer mehr Leute kaufen sich Zweit- und Drittbrillen

Marktdaten bestätigen diese Entwicklung. Analysen von SPECTARIS und EURONET zeigen: Der Anteil der sogenannten „Mehrbrillen“ – also wenn Kunden mehr als eine Brille kaufen – stieg von 19 % im Jahr 2014 auf etwa 23 % im Jahr 2023. Schon heute ist knapp jede vierte verkaufte Brille Teil eines Mehrbrillenkonzepts – mit weiter steigender Tendenz.

Frühzeitige Thematisierung hat den größten Hebel: Eine Untersuchung der MPO Brillenglas-Gruppe ergab, dass 37 % dieser zusätzlichen Brillen bereits beim Erstkauf mitgeordert werden, wenn sie direkt in der Beratung angesprochen werden. Zielgerichtete Anamnese – etwa im Stil von „Für welche Situationen brauchen Sie Ihre Brille?“ – öffnet den Dialog und erhöht die Chancen für passende Angebote deutlich. Dabei empfiehlt sich, die Bedürfnisse bereits vor der Auswahl von Gestell und Glas zu definieren – dieser Schritt ist entscheidend, damit Kunden bereit sind, mehr als eine Brille zu erwerben.

Mehrere Brillen verkaufen: Wie geht das am besten?

Für die Augenoptik birgt all das große Chancen: Wer Mehrbrillenlösungen nicht als Upselling, sondern als nutzwertige Ergänzung behandelt, schafft Mehrwert – persönlich, funktional und wirtschaftlich. Man geht von einer erhöhten Mehrbrillenquote von 1,5 bis 2 Modellen pro Kunde bei entsprechender Beratung aus.

Sogenannte Bundle-Angebote verstärken diesen Effekt: Paketlösungen aus Haupt- und Zweitbrillen, die transparent preislich strukturiert und gezielt kommuniziert werden, erleichtern die Entscheidung. Die Zahl der verkauften Mehrbrillen nimmt zu, ohne dass es nach reiner Rabattlogik aussieht – ein Gefühl von Wert und Kompetenz entsteht stattdessen.

Vor allem aber ist die stärkere Differenzierung nicht nur ein Trend, sondern Ausdruck eines neuen Verständnisses von Sehen: als situationsabhängiger, dynamischer Teil des Alltags, der nicht mit einem singulären Produkt abgedeckt werden kann. So wird aus der klassischen Brille ein flexibles Bundle aus Sichtkomfort, Stil und Lebensqualität – genau abgestimmt auf verschiedene Lebensräume.

Das Konzept „eine Brille für alles“ wirkt also zunehmend aus der Zeit gefallen. Die Vielfalt heutiger Lebens- und Sehrealitäten verlangt nach flexiblen, abgestimmten Lösungen. Wer dieses Bedürfnis erkennt, kommuniziert und systematisch integriert, liefert nicht nur bessere Sehlösungen – sondern auch ein deutlich spürbares Plus an Lebensqualität.